Montag, 19. Mai 2014

Barbarossa Berglauf 2014 in Göppingen

Wie es Matthias erlebt hat...

Sieg oder Niederlage - Wie eng diese beiden Sachverhalte im Sport beieinander liegen ist manchmal schon erschreckend. Heute musste ich diese Erfahrung am eigenen Leibe spüren. Aber alles der Reihe nach:
Am Sonntag, den 18. Mai wurde in Göppingen zum 3. Mal der Barbarossa Berglauf veranstaltet. Der Barbarossa Berglauf ist ein Halbmarathon mit ca. 21,5 km und knappen 600Hm. Der Streckenverlauf geht dabei durch die Wälder rund um und auf den Hohenstaufen.
Nach meinem überraschenden Sieg im letzten Jahr hatte ich zu Beginn der Saison fest eingeplant, dort wieder zu starten, da mir solche Strecken eigentlich auch sehr gut liegen. Naja, gekommen ist es etwas anders....
Da ich mich gerade inmitten der Vorbereitungen für meine schriftliche  Abschlussprüfung des Fachgymnasiums befinde, hatte ich eigentlich nicht vor zu starten, sondern den Tag stattdessen am Schreibtisch zu verbringen. Im Laufe der Woche  zeigte sich aber, dass ich gut mit dem Schulstoff klar kam. Somit hatte ich meiner Meinung nach einen lernfreien Tag verdient.
Also fuhr ich dann am Sonntagmorgen voller Vorfreude Richtung Göppingen, um mich für den Lauf nachzumelden. Somit behielt ich auch die Chance, meinen Titel vom vergangenen Jahr zu verteidigen. Der Lernstress der vergangen Wochen hatte auch seine guten Seiten. Da ich wegen der ganzen Lernerei nicht  viel zum trainieren kam, stand ich am Sonntagmorgen mit frischen Beinen an der Startlinie, flankiert von meinem Bruder Marcus und meinem Trainingspartner Nico Damrat.
v.l.n.r: Nico, Marcus, Matthias 

Der Startschuss fiel und alle spurteten los, wie wenn es ein 100m-Sprint wäre. Allen voraus lief der Favorit Alessandro Collerone vom Sparda-Team-Rechberghausen. Die ersten 500m verliefen auf leicht abschüssiger Straße bei einer Pace von 2:30min/km. Bis zur ersten Kurve in einem Kreisverkehr, sortierte ich mich an 4.Stelle ein, als plötzlich der mir vorauslaufende Läufer einen unerwarteten Satz nach rechts machte. Da ich ihm nicht in die Beine laufen wollte, musste ich zwangsläufig auch ausweichen. Plötzlich durchzog ein stechender Schmerz meinen rechten Fuß und ich schaute erschrocken nach unten. Ich sah wie sich mein Schuh um fast 90 Grad zu meinen Knöchel umgebogen war. Durch das plötzliche  Ausweichmanöver hatte ich eine Fräßkante im Asphalt übersehen und deshalb ist mein Fuß umgeknickt. Durch diesen Schock und die Schmerzen im Fuß verlor ich ein paar Sekunden, dass bei diesem hohen Anfangstempo aber unverzeihbar war. Die Spitzengruppe, um meinen Bruder Marcus, Nico Damrat  und Alessandro Collerone, hatte schon 50m Vorsprung. Ich wollte jedoch nicht klein bei geben und versuchte wieder an sie ranzukommen. Auf den ersten 3 km konnte ich mich auch immer noch in Sichtweite zu ihnen halten. Jedoch war nach dem 4. Kilometer das Schmerzmaß völlig ausgereizt und ich musste das Tempo aufgrund des umgeknickten Fußes erheblich drosseln. Aufgeben wollte ich jedoch nicht, da mein Ehrgeiz zu groß war und das Adrenalin in meinem Körper den Schmerz auf ein erträgliches Niveau regelte. Naja, ich passte also im weiteren Rennverlauf mein Tempo der Verletzung an und lief eben so schnell  wie es mein Fuß zuließ. Im Ziel hatte ich dann einen Rückstand von knappen 15 min auf den Sieger. 
Gut getaped ist der Schmerz gleich erträglicher 

Es ist echt ein komisches Gefühl ins Ziel zu kommen und sich körperlich noch super zu fühlen. Eigentlich hätte ich auch viel schneller laufen können.  Aber so ist das nun mal. So ist der Sport, mal gewinnt man, mal verliert man, „that`s the Game“.
Am Ende bleibt nur noch zu hoffen, dass mit meinem Fuß nicht schlimmeres ist und somit die nächsten Projekte der Saison nicht gefährdet sind. Da ich in der kommenden Woche sowieso einen Termin beim Sportarzt meines Vertrauens habe, werde ich ihn zwecks des Fußes auch gleich mal befragen ;-)

Ab jetzt heißt es aber, volle Konzentration auf den Zugspitz-Ultratrail am 21. Juni in Grainau. Dort werde ich zusammen mit meinem Bruder  an der Startlinie des Supertrails über 60km stehen.

Das war also die Geschichte über meine Niederlage am heutigen Tag  und jetzt soll euch mein Bruder seine Sicht des heutigen Tages schildern. Nur so viel darf schon mal verraten werden: Der Titel bleibt in der Familie.

Keep on Running  Matthias



Wie es Marcus erlebt hat...

Ok, nun also meine Sicht auf den Barbarossa Berglauf.
Momentan kann ich von mir selbst behaupten, meine Form ist nicht die Schlechteste. In der Woche vor dem Berglauf konnte ich ja wie bereits berichtet, den Titel des Hochschulmeisters im Laufen an meiner Hochschule erringen und so ging ich auch voller Zuversicht und mit viel Selbstvertrauen im Gepäck nach Göppingen. Der Barbarossa Berglauf ist immer etwas Besonderes und es macht riesig Spaß dort zu laufen. Die Organisation ist immer top, es stehen viele Zuschauer an der Strecke und  es gibt eine tolle Lauf-Strecke.
Da ich ja bekanntlich an Wettkampftagen schon immer etwas „früher“ an der Strecke bin, kam ich gestern schon um 7:45Uhr in Göppingen an (Start war um10:00Uhr).  Ich kann euch nicht sagen warum, aber es beruhigt mich ungemein, wenn ich schon auf dem Gelände bin und noch 2-3h Zeit bis zum Start habe.

Kurz nach acht kam dann auch Matthias aus Aalen hergefahren, sowie unser Vereinskollege und Trainingspartner Nico Damrat. Zusammen spekulierten wir dann über möglich Favoriten und Strategien für das Rennen. Pünktlich um 10:00 Uhr fiel der Startschuss und ich konnte kaum glauben was dann geschah. Die ersten ca. 500m waren leicht abschüssig und der Lokalmatador und haushohe Favorit Alessandro Collerone sprintete mit einer Pace von 2:30 min/km los. Bei mir kamen leichte Zweifel auf, ob Herr Collerone weiß, dass er hier bei einem Halbmarathon am Start ist und nicht bei einem 100m-Rennen. Naja egal, Augen zu und durch. Die ersten paar Kilometer wurde er dann aber auch nicht sehr viel langsamer, sodass sich aufgrund des Tempos eine Spitzengruppe aus drei Personen bildete (Nico Damrat, Alessandro Collerone und ich). Nico und ich hatten zugegebener Maßen große Probleme dem Tempo zu folgen, das sich so auf gute 3:20 bis 3:30 min/km eingependelt hat. Diese Pace ist eigentlich mein Intervall-Trainingstempo ;-) Mal schauen wie lange das gut geht, dachte ich mir. Auf den geraden, asphaltierten  Straßen hatten Nico und ich dann keine Chance mehr und mussten Alessandro ziehen lassen. Zudem kam noch ein weiterer Läufer von hinten an uns heran, der auf der Straße auch besser unterwegs war. Unser, oder besser gesagt, mein Glück war dann, dass nach dieser flachen Straßenpassage der Berg anfing. Dass mein ständiges Bergtraining nicht umsonst war, merkte ich, als ich den Vorsprung des Läufers, der uns auf der Straße vor 3km überholte und einen Vorsprung von vielleicht 500m hatte, schon am ersten Anstieg wieder zulaufen konnte. Nico musste aber leider abreißen lassen und so war ich, zu diesem Zeitpunkt auf der zweiten Position  gelegen, voll auf mich allein gestellt.


Kontinuierlich ging es bergauf. Je länger die Steigung anhielt, umso schneller kam ich voran. Angetrieben wurde ich dadurch, dass die Silhouette von Alessandro Collerone immer näher kam. Bei Kilometer 12 war es dann endlich geschafft und ich konnte ihn ein- und überholen. Was mir jedoch nicht gefiel, war die Tatsache, dass ich noch ca. 9km vor mir hatte und diese allein in Angriff nehmen musste. Auf dem Gipfel des Hohenstaufens angekommen, sah ich, dass ich  5km vor dem Ziel einen guten Vorsprung von ca. 400m zum Zweiten hatte. In der langen Asphalt-Downhill-Passage wieder herunter vom Hohenstaufen nahm ich also meine Beine in die Hand und rannte als sei ich auf der Flucht. Gut ok, in gewisser Weise war ich das ja auch ;-)
Leider wurde ich bei Kilometer 19 doch noch vom bis Dato Zweiten eingeholt und so wurde es ein Kopf an Kopf Rennen auf dem letzten Kilometer, was ich eigentlich vermeiden wollte. Egal, nochmal die letzten Reserven mobilisieren. Nach 20,5km war mir dann alles egal - Augen zu und durch. Die anaerobe-Schwelle war sowieso längst überschritten und hätte ich einen Pulsmesser getragen, hätte dieser spätestens jetzt, aufgrund exorbitant hoher Werte, seinen Dienst quittiert.
Das Ergebnis meines Endspurts, der SIEG: Marcus Baur, Gewinner des Barbarossa Berglauf 2014 in 1:25,53h.
1,5L Sektpulle^^
Ich konnte meine Begeisterung überhaupt nicht in Worte packen. Dem Moderator ging es glaube ich genauso, da alle davon ausgegangen sind, dass Alessandro Collerone hier nichts anbrennen lassen würde.
Mir war es egal, ich freute mich riesig über diesen Erfolg. Momentan kann ich mich echt nicht beklagen.
Was allerdings meine Laune trübte, war die Sache mit Matthias seiner Verletzung und deren Folgen. Es tut mir echt leid für ihn. Schade, dass er heute sein Potential nicht  zeigen konnte. Ich bin mir jedoch sicher, dass er spätestens an der Zugspitze beim Supertrail wieder einen Hammer auspackt und allen zeigt was er kann.

Bis dorthin sind es nun noch knappe 4 Wochen. Jetzt gönne ich mir erst einmal wieder 1-2 Tage Pause und dann beginnt die letzte Phase des Supertrail-Trainings. Das Tempo habe ich verinnerlicht, jetzt muss „nur noch“ die Distanz erhöht werden. Wenn meine Form bis in vier Wochen anhält und Matthias bis dorthin auch zu alter Stärke zurückfinden kann, dann verspreche ich, dass mit den Baur-Brüdern zu rechnen ist J
In diesem Sinne.
Die ersten Drei

Keep on Running,

Marcus 


Alle Ergebnisse, Bilder, Videos und weitere Infos vom Barbarossa Berglauf 2014 gibt es hier:

http://www.barbarossa-berglauf.de/

http://filstalwelle.de/index.php/component/allvideoshare/video/latest/19-05-2014-grosser-andrang-beim-barbarossa-berglauf

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen