Wie es Matthias erlebt hat...
Sieg oder Niederlage - Wie eng diese beiden
Sachverhalte im Sport beieinander liegen ist manchmal schon erschreckend. Heute
musste ich diese Erfahrung am eigenen Leibe spüren. Aber alles der Reihe nach:
Am Sonntag, den 18. Mai wurde in Göppingen zum 3. Mal
der Barbarossa Berglauf veranstaltet. Der Barbarossa Berglauf ist ein
Halbmarathon mit ca. 21,5 km und knappen 600Hm. Der Streckenverlauf geht dabei
durch die Wälder rund um und auf den Hohenstaufen.
Nach meinem überraschenden Sieg im letzten Jahr hatte
ich zu Beginn der Saison fest eingeplant, dort wieder zu starten, da mir solche
Strecken eigentlich auch sehr gut liegen. Naja, gekommen ist es etwas anders....
Da ich mich gerade inmitten der Vorbereitungen für
meine schriftliche Abschlussprüfung des
Fachgymnasiums befinde, hatte ich eigentlich nicht vor zu starten, sondern den
Tag stattdessen am Schreibtisch zu verbringen. Im Laufe der Woche zeigte sich aber, dass ich gut mit dem
Schulstoff klar kam. Somit hatte ich meiner Meinung nach einen lernfreien Tag
verdient.
Also fuhr ich dann am Sonntagmorgen voller Vorfreude
Richtung Göppingen, um mich für den Lauf nachzumelden. Somit behielt ich auch
die Chance, meinen Titel vom vergangenen Jahr zu verteidigen. Der Lernstress
der vergangen Wochen hatte auch seine guten Seiten. Da ich wegen der ganzen
Lernerei nicht viel zum trainieren kam,
stand ich am Sonntagmorgen mit frischen Beinen an der Startlinie, flankiert von
meinem Bruder Marcus und meinem Trainingspartner Nico Damrat.
Der Startschuss fiel und alle spurteten los, wie wenn
es ein 100m-Sprint wäre. Allen voraus lief der Favorit Alessandro Collerone vom
Sparda-Team-Rechberghausen. Die ersten 500m verliefen auf leicht abschüssiger
Straße bei einer Pace von 2:30min/km. Bis zur ersten Kurve in einem
Kreisverkehr, sortierte ich mich an 4.Stelle ein, als plötzlich der mir vorauslaufende
Läufer einen unerwarteten Satz nach rechts machte. Da ich ihm nicht in die Beine
laufen wollte, musste ich zwangsläufig auch ausweichen. Plötzlich durchzog ein
stechender Schmerz meinen rechten Fuß und ich schaute erschrocken nach unten.
Ich sah wie sich mein Schuh um fast 90 Grad zu meinen Knöchel umgebogen war. Durch
das plötzliche Ausweichmanöver hatte ich
eine Fräßkante im Asphalt übersehen und deshalb ist mein Fuß umgeknickt. Durch
diesen Schock und die Schmerzen im Fuß verlor ich ein paar Sekunden, dass bei
diesem hohen Anfangstempo aber unverzeihbar war. Die Spitzengruppe, um meinen
Bruder Marcus, Nico Damrat und Alessandro
Collerone, hatte schon 50m Vorsprung. Ich wollte jedoch nicht klein bei geben
und versuchte wieder an sie ranzukommen. Auf den ersten 3 km konnte ich mich
auch immer noch in Sichtweite zu ihnen halten. Jedoch war nach dem 4. Kilometer
das Schmerzmaß völlig ausgereizt und ich musste das Tempo aufgrund des umgeknickten
Fußes erheblich drosseln. Aufgeben wollte ich jedoch nicht, da mein Ehrgeiz zu
groß war und das Adrenalin in meinem Körper den Schmerz auf ein erträgliches
Niveau regelte. Naja, ich passte also im weiteren Rennverlauf mein Tempo der
Verletzung an und lief eben so schnell
wie es mein Fuß zuließ. Im Ziel hatte ich dann einen Rückstand von knappen
15 min auf den Sieger.
Es ist echt ein komisches Gefühl ins Ziel zu kommen
und sich körperlich noch super zu fühlen. Eigentlich hätte ich auch viel
schneller laufen können. Aber so ist das
nun mal. So ist der Sport, mal gewinnt man, mal verliert man, „that`s the Game“.
Am Ende bleibt nur noch zu hoffen, dass mit meinem Fuß
nicht schlimmeres ist und somit die nächsten Projekte der Saison nicht
gefährdet sind. Da ich in der kommenden Woche sowieso einen Termin beim
Sportarzt meines Vertrauens habe, werde ich ihn zwecks des Fußes auch gleich
mal befragen ;-)
Ab jetzt heißt es aber, volle Konzentration auf den Zugspitz-Ultratrail
am 21. Juni in Grainau. Dort werde ich zusammen mit meinem Bruder an der Startlinie des Supertrails über 60km
stehen.
Das war also die Geschichte über meine Niederlage am
heutigen Tag und jetzt soll euch mein
Bruder seine Sicht des heutigen Tages schildern. Nur so viel darf schon mal
verraten werden: Der Titel bleibt in der Familie.
Keep on Running Matthias
Wie es Marcus erlebt hat...
Ok, nun also meine Sicht auf den Barbarossa
Berglauf.
Momentan kann ich von mir selbst behaupten,
meine Form ist nicht die Schlechteste. In der Woche vor dem Berglauf konnte ich
ja wie bereits berichtet, den Titel des Hochschulmeisters im Laufen an meiner
Hochschule erringen und so ging ich auch voller Zuversicht und mit viel
Selbstvertrauen im Gepäck nach Göppingen. Der Barbarossa Berglauf ist immer
etwas Besonderes und es macht riesig Spaß dort zu laufen. Die Organisation ist
immer top, es stehen viele Zuschauer an der Strecke und es gibt eine tolle Lauf-Strecke.
Da ich ja bekanntlich an Wettkampftagen schon
immer etwas „früher“ an der Strecke bin, kam ich gestern schon um 7:45Uhr in
Göppingen an (Start war um10:00Uhr). Ich
kann euch nicht sagen warum, aber es beruhigt mich ungemein, wenn ich schon auf
dem Gelände bin und noch 2-3h Zeit bis zum Start habe.
Kurz nach acht kam dann auch Matthias aus Aalen
hergefahren, sowie unser Vereinskollege und Trainingspartner Nico Damrat.
Zusammen spekulierten wir dann über möglich Favoriten und Strategien für das
Rennen. Pünktlich um 10:00 Uhr fiel der Startschuss und ich konnte kaum glauben
was dann geschah. Die ersten ca. 500m waren leicht abschüssig und der
Lokalmatador und haushohe Favorit Alessandro
Collerone sprintete mit einer Pace von 2:30 min/km los. Bei mir kamen leichte
Zweifel auf, ob Herr Collerone weiß, dass er hier bei einem Halbmarathon am
Start ist und nicht bei einem 100m-Rennen. Naja egal, Augen zu und durch. Die
ersten paar Kilometer wurde er dann aber auch nicht sehr viel langsamer, sodass
sich aufgrund des Tempos eine Spitzengruppe aus drei Personen bildete (Nico
Damrat, Alessandro Collerone und ich). Nico und ich hatten zugegebener Maßen
große Probleme dem Tempo zu folgen, das sich so auf gute 3:20 bis 3:30 min/km
eingependelt hat. Diese Pace ist eigentlich mein Intervall-Trainingstempo ;-)
Mal schauen wie lange das gut geht, dachte ich mir. Auf den geraden,
asphaltierten Straßen hatten Nico und
ich dann keine Chance mehr und mussten Alessandro ziehen lassen. Zudem kam noch
ein weiterer Läufer von hinten an uns heran, der auf der Straße auch besser unterwegs
war. Unser, oder besser gesagt, mein Glück war dann, dass nach dieser flachen
Straßenpassage der Berg anfing. Dass mein ständiges Bergtraining nicht umsonst
war, merkte ich, als ich den Vorsprung des Läufers, der uns auf der Straße vor
3km überholte und einen Vorsprung von vielleicht 500m hatte, schon am ersten
Anstieg wieder zulaufen konnte. Nico musste aber leider abreißen lassen und so
war ich, zu diesem Zeitpunkt auf der zweiten Position gelegen, voll auf mich allein gestellt.
Kontinuierlich ging es bergauf. Je länger die Steigung
anhielt, umso schneller kam ich voran. Angetrieben wurde ich dadurch, dass die
Silhouette von Alessandro Collerone immer näher kam. Bei Kilometer 12 war es
dann endlich geschafft und ich konnte ihn ein- und überholen. Was mir jedoch
nicht gefiel, war die Tatsache, dass ich noch ca. 9km vor mir hatte und diese
allein in Angriff nehmen musste. Auf dem Gipfel des Hohenstaufens angekommen,
sah ich, dass ich 5km vor dem Ziel einen
guten Vorsprung von ca. 400m zum Zweiten hatte. In der langen
Asphalt-Downhill-Passage wieder herunter vom Hohenstaufen nahm ich also meine
Beine in die Hand und rannte als sei ich auf der Flucht. Gut ok, in gewisser
Weise war ich das ja auch ;-)
Leider wurde ich bei Kilometer 19 doch noch vom bis
Dato Zweiten eingeholt und so wurde es ein Kopf an Kopf Rennen auf dem letzten
Kilometer, was ich eigentlich vermeiden wollte. Egal, nochmal die letzten
Reserven mobilisieren. Nach 20,5km war mir dann alles egal - Augen zu und durch.
Die anaerobe-Schwelle war sowieso längst überschritten und hätte ich einen
Pulsmesser getragen, hätte dieser spätestens jetzt, aufgrund exorbitant hoher
Werte, seinen Dienst quittiert.
Das Ergebnis meines Endspurts, der SIEG: Marcus Baur,
Gewinner des Barbarossa Berglauf 2014 in 1:25,53h.
1,5L Sektpulle^^ |
Ich konnte meine Begeisterung überhaupt nicht in Worte
packen. Dem Moderator ging es glaube ich genauso, da alle davon ausgegangen
sind, dass Alessandro Collerone hier nichts anbrennen lassen würde.
Mir war es egal, ich freute mich riesig über diesen
Erfolg. Momentan kann ich mich echt nicht beklagen.
Was allerdings meine Laune trübte, war die Sache mit Matthias
seiner Verletzung und deren Folgen. Es tut mir echt leid für ihn. Schade, dass
er heute sein Potential nicht zeigen
konnte. Ich bin mir jedoch sicher, dass er spätestens an der Zugspitze beim
Supertrail wieder einen Hammer auspackt und allen zeigt was er kann.
Bis dorthin sind es nun noch knappe 4 Wochen.
Jetzt gönne ich mir erst einmal wieder 1-2 Tage Pause und dann beginnt die
letzte Phase des Supertrail-Trainings. Das Tempo habe ich verinnerlicht, jetzt
muss „nur noch“ die Distanz erhöht werden. Wenn meine Form bis in vier Wochen
anhält und Matthias bis dorthin auch zu alter Stärke zurückfinden kann, dann
verspreche ich, dass mit den Baur-Brüdern zu rechnen ist J
In diesem Sinne.
Die ersten Drei |
Keep on Running,
Marcus
Alle Ergebnisse, Bilder, Videos und weitere Infos vom Barbarossa Berglauf 2014 gibt es hier:
http://www.barbarossa-berglauf.de/
http://filstalwelle.de/index.php/component/allvideoshare/video/latest/19-05-2014-grosser-andrang-beim-barbarossa-berglauf
http://filstalwelle.de/index.php/component/allvideoshare/video/latest/19-05-2014-grosser-andrang-beim-barbarossa-berglauf
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