Um auf den Wettkampf am vergangen Samstag zu kommen, muss ich etwas
weiter ausholen...
Am Tag nach meinem unrühmlichen Auftritt beim Salomon Zugspitz Ultratrail
2014 über die 60km-Distanz hatte ich ständig das Gefühl, das DNF irgendwie kompensieren zu müssen. Es
mussten so schnell wie möglich wieder gute Ergebnisse her, egal wie!!!
Streckenprofil |
Das war vor ziemlich genau 4 Wochen. Seither habe ich an zwei Wettkämpfen
teilgenommen und stand zwei Mal auf dem Podium. Fürs Bauchgefühl ganz gut. Nur
kann man die Läufe hier bei mir auf der Ostalb nicht mit denen im Allgäu oder
in den Alpen vergleichen. Es musste also etwas „Extremeres“ her. Nicht einfach nur ein Volkslauf über
10-oder 21 Kilometer hier in Stuttgart, sondern eben was Härteres und Krasseres. So etwas von dem man hier bei mir
in der Region sagt, „Nie im Leben, das ist mir zu hart“!
Oder anders
ausgedrückt, meine persönliche Wiedergutmachung für das DNF an der Zugspitze.
Vergangenen Samstag war es dann
soweit. Ich ergriff die sich bietende Chance und startete
beim 13. Karwendel
Berglauf in Mittenwald.
Die Eckdaten laut Veranstalter: Start in Mittenwald mit Ziel auf der
nördlichen Linderspitze in 2.372m. Streckenlänge 11km und 1460Hm. Außerdem
hatte sich für den Lauf ein ziemlich beeindruckendes Feld an Topläufern
angekündigt. Unter anderem standen dort bei den Herren Robbie Simpson, Stefan
Paternoster, Korbinian Schönberger und ein paar ziemlich schnelle Kenianer am
Start. Und in der Damenkonkurrenz ging es mit Sabine Reiner und Lucy Wambui
Murigi nicht weniger hochkarätig zur Sache.
Früh morgens um 8 fuhren Matthias und ich in Stuttgart los und sammelten
in Kempten noch Sebastian Kraus und Mirco Berner ein. Matthias und Mirco liefen
jedoch nicht mit, sondern gönnten sich eine Woche nach den 4Trails eine lockere
Trainingseinheit in alpiner Umgebung.
Die letzten 80Hm |
Nach ca. 5h und 300km waren wir dann auch endlich eine Stunde vor dem
Start in Mittenwald angekommen und Sebastian und ich hetzten zur Einschreibung,
um uns noch für den Lauf nachzumelden. Der Startschuss fiel pünktlich um
14:00Uhr bei ca. 34°C auf dem Mittenwalder Marktplatz. Leider waren für den Tag Temperaturen
jenseits der 30°C gemeldet, was den Lauf
noch etwas verschärfte. Die ersten beiden Kilometer verliefen aus Mittenwald
hinaus und waren flach. Sebastian und ich gingen das Rennen ruhig an und liefen
mit einer Pace von 4:00min/km bis 4:10min/km los. Sebastian meinte „langsam
starten und dann am Berg die Leute aufsammeln“. Gesagt getan, der erste
Anstieg, eine ziemlich steile Forststraße, ließ nicht lange auf sich warten.
Sebastians Worte hatten Gewicht, 40% der „Sprinter“ vor uns wurden zu Wanderern
und wir konnten so Platz um Platz hinauf zur Dammkarhütte gut machen. Die
Steigungen waren für mich Flachländer schon enorm, jedoch lief es sehr gut und
ich konnte mit Sebastian, der die meiste Zeit in den Bergen lebt und trainiert,
gut mithalten. Ab der Dammkarhütte wurden die Temperaturen aufgrund der Höhe auch
ein wenig angenehmer, was auch gut war, da wir die „Schotterhölle“ in Angriff
nehmen mussten. Dort war dann auch der Punkt gekommen, an dem ich Sebastian
ziehen lassen musste.
Kurz nach dem Tunnel |
Später im Ziel hatte er knappe 3 Minuten Vorsprung.
Der lose Schotter machte das Laufen schier unmöglich. In Verbindung mit
der Steigung rutschte man fast bei jedem Schritt wieder ein Stück nach hinten
weg und es kostete sehr viel Kraft sich nach oben zu kämpfen. Ein Highlight des
Laufes war sicherlich auch der Tunnel. Nach der Passage durch das viele Geröll,
wo die Sonne auch noch schön von den Steinen reflektiert wurde und die
Temperatur bei gefühlten 100°C lag ,kamen wir in den Tunnel. Im Tunnel war die
Temperatur so niedrig, dass ich meinen Atem sah. Auf den gut 700m durch den
Tunnel ging es in einer „moderaten Steigung“ (Mircos Lieblingsbegriff ;-)) nach
oben. Nach dem Tunnel dann wieder der Temperaturschock. So musste sich ein
Eiswürfel im Backofen fühlen, dachte ich mir. Das Ende des Tunnels war direkt
bei der Gipfelstation der Karwendelbahn. In den vergangenen Jahren markierte
die Gipfelstation noch das Ziel, weil es hier ein schönes von Felswänden
umringtes Plateau gab. Dieses Jahr jedoch mussten nochmal zusätzliche 80Hm
bewältigt werden, da sich der Veranstalter kurzerhand dazu entschlossen hatte, das
Ziel auf die Linderspitze zu verlegen. An der Gipfelstation warteten schon
Matthias und Mirco und peitschten mich nochmal wortgewaltig die letzten Meter
nach oben. Am Ende blieb die Uhr bei 1:28:33h stehen. Damit sicherte ich mir
den 31. Rang bei den Männern und den 34.
Rang im Gesamteinlauf. Mit dem Hintergrund, dass mein „Hausberg“ im besten
Falle ca. 50Hm am Stück liefert, bin ich echt sehr zufrieden. Bei der
Gipfelstation war dann auch die Zielverpflegung und nutzen die Gelegenheit bei
einem alkoholfreien Weizen und einer kleinen Schüssel Nudeln noch ein kleines
Schwätzchen mit alten und neuen Gesichtern zu halten. Hinunter sollte es dann
eigentlich mit der Seilbahn gehen. Die Warteschlange davor sagte jedoch aus,
dass wir schneller sind, wenn wir runter laufen.
Mirco und Matthias hatten das sowieso vor, Sebastian nickte bei dem
Vorschlag auch und so machten wir uns auf, durch den Tunnel über die
Schotterhölle, die Singletrails und die langen Forststraßen hinunter nach
Mittenwald zu laufen. Runter ist auf jeden Fall angenehmer als hinauf und man
benötigt für die Strecke auch nur 40min^^.
In Mittenwald angekommen, konnte ich ein durchweg positives Fazit dieses
Samstages ziehen. Um ca. 18:00Uhr machten wir uns dann wieder auf, glücklich
aber erschöpft, die 300Km nach Hause zu
fahren.
Was meinen inneren Seelenfrieden aber angeht, weiß ich, dass ich vor dem
Rennen auch schon mit mir im Reinen war. Der Ausfall beim ZUT war zwar blöd, da
ich mich gezielt seit langer Zeit darauf vorbereitet hatte. Dann aber zu sagen,
ich muss das kompensieren durch immer höher, schneller und weiter ist totaler
Schwachsinn. Ich stellte in den Tagen
nach dem ZUT oft die Fragen, „Warum laufen wir“? Warum laufe ich überhaupt? Und da wurde es mir erst bewusst. Ich laufe
bestimmt nicht um zu siegen und um zu zeigen dass ich besser als Andere sein kann.
Laufen ist für mich pure Freude und Freiheit und eben nicht die zwanghafte
Suche nach Prestige und Anerkennung. Das habe ich mir so ausgesucht. Dazu
gehören nun mal auch dunklere Felder. Doch wenn man es schafft diese zu
überwinden werden die tollen Momente umso heller sein. Diese Gegebenheiten und
der eigene Umgang mit diesen Situationen machen uns zu dem Läufer, zu dem
Sportler und zu dem Menschen, der wir sind. Ich für meinen Teil stehe gerade
erst am Anfang eines kontinuierlichen Lernprozess. Eines kann ich versprechen:
Ich laufe immer so lange und so schnell ich kann.
In diesem Sinne, bis zum nächsten Mal und Keep on Running.
Viele Grüße, euer Marcus.
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